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Samstag, 18. Dezember 2010

Mario Vargas Llosa: Lob der Stiefmutter

Soll ein erotischer Roman sein... hm, nun ja. Für den Autor vielleicht. Knistern tat es bei der Lektüre nicht gerade, besonders dann nicht, wenn Vargas Llosa ausgiebig die Toilettengänge des Hausherren, seine analen Gefühle beim Stuhlgang sowie die anschließenden Reinigungsprozeduren beschreibt - Bereiche also, die auch schon vor Roches Feuchtgebiete angesprochen wurden, dabei allerdings mit sehr viel mehr Aufwand an Eleganz und Stil (sofern in dieser Thematik möglich).
Gut geschrieben ist der Roman dabei allemal. Aber worum geht´s eigentlich...?
Da gibt es eine Stiefmutter, den Hausherrn und den Sohn des Hausherrn. Und der Sohn, ein wenig frühreif, verliebt sich auf eigenartige Weise in die Stiefmutter. Dumm von ihr, dass sie die Kontrolle verliert...
Vargas Llosa verknüpft diese Rahmenhandlung mit eingeflochtenen Passagen aus antiken Sagen, der römischen Mythologie und anderen Ausschweifungen, die eigentlich nicht so recht in die latinische Großstadtatmosphäre Limas passen wollen.

Fazit: Nett, aber nicht umwerfend, auch wenn es einen interessanten Wendepunkt in der Story gibt.

Mario Vargas Llosa: Lob der Stiefmutter (orig.: Elogio de la madrastra). Aus dem Spanischen von Elke Wehr. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1993.

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Mark Terkessidis: Interkultur

Während allerorten die bisher heimlichen Sarrazins aufstehen und sich zu ihren rechtspopulistischen Ideologien bekennen, mag schon einmal so mancher denkende Mensch kräftig ins Schwitzen kommen ob des geistigen Zustands dieser Nation. Ein Hoffnungsschimmer, was da Terkessidis in die Welt setzt. Abseits jeder idealisierten Multikulti-Idylle sendet er einen Appell für die Zukunft: Schluss mit der Rückwärtsgewandtheit! Verabschiedet euch von einem deutschen Ideal, das nicht existiert! Auch wenn die Politik noch so oft vom Scheitern der Integration faselt, rückgängig machen kann sie sie nicht. Also kann es nur eine Zukunft geben: Das Jetzt und Hier (an-)erkennen und Lösungen für die Menschen entwickeln - nicht gegen sie. Und mit Menschen sind alle die gemeint, die sich in der Bundesrepublik aufhalten, unabhängig von Nationalität, Religion, Kultur.
Terkessidis` Plädoyer für eine neue, gelebte Interkultur lässt den Leser die Ein- und Zuwanderungsgeschichte der BRD aus einer neuen Perspektive erblicken, fern von Vorurteilen und Rassismen, wie sie in den Köpfen der "Ur-Bevölkerung" dieses Landes wohl scheinbar, trotz der unwürdigen nationalen Vergangenheit, noch immer herumspuken.

Fazit: Sehr empfehlenswert, nicht nur für junge Sarrazins!


Mark Terkessidis: Interkultur. Berlin: Suhrkamp 2010.

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Michael Jentzsch / Benjamin Kwato Zahn: Blutsbrüder - Unsere Freundschaft in Liberia

Die Geschichte eines weißen Jungen und dessen bestem Freund, dem schwarzen Liberianer Ben. Klingt kitschig? - Ist es nicht!
Nachdem beide Autoren durch die Folgen des Bürgerkriegs keinen Kontakt mehr zueinander hatten, fanden sie sich nach dessen Ende - und nach 18 Jahren - endlich wieder. Der Eine mit einer abgesicherten Zukunft in Deutschland, der Andere mit nicht mehr als dem Glück, mit Frau und Kind den Krieg überlebt zu haben. Beide erzählen hier aus wechselnder Perspektive die Geschichte ihrer Freundschaft und die Erlebnisse während des Krieges.

Fazit: Schon ein wenig rührselig. Aber ehrlich und aufschlussreich!

Michael Jentzsch; Benjamin K. Zahn: Blutsbrüder. Unsere Freundschaft in Liberia. Köln: Bastei Lübbe 2009.