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Mittwoch, 1. August 2012

Manfred Bieler : Der Bär

Otto Donath, "der Bär", wie ihn die Leute in Zerbst nennen, ist Zimmermann. Doch eigentlich dreht sich der Roman Bielers gar nicht um ihn, sondern um seinen Sohn Hermann. Den begleiten wir durch die Jahrzehnte, durch den 2. Weltkrieg, die Besatzung, die Gründung der DDR. Hermann, eigentlich Sozialdemokrat, zeigt wenig politisches Interesse, sein Streben richtet sich weniger nach einer Ideologie, als vielmehr darauf, den Menschen seiner Heimat zu helfen und seine Arbeit gut zu machen. Als gelernter Zimmermann wie sein Vater beginnt er eine Ausbildung zum Baumeister, die er auch erfolgreich beendet. Während des Krieges avanciert er zum Luftschutzbevollmächtigten. In dieser Funktion ist er für die Einhaltung der baulichen Vorschriften zum Schutz der Gebäude gegen Luftangriffe zuständig. Nach dem Krieg, unter der sowjetischen Besatzung wird er zunächst Bürgermeister, später Landrat.
Im neuen System der DDR wird er mit Problemen konfrontiert: Es beginnt eine neue Mentalität bei den Einwohnern von Zerbst Einzug zu halten. Lieferschwierigkeiten und Engpässe, mangelnde Motivation der Arbeiter und veraltete Baumaschinen gefährden die rechtzeitige Fertigstellung einiger wichtiger Bauvorhaben des Landkreises.
Hermann kämpft dagegen an. Hermann ist vom Wandel der Zeiten und der politischen Systeme unberührt, ist sich selbst stets treu geblieben. Als jedoch sein Bester Freund die "Republikflucht" antritt, bekommt Hermann arge Probleme...

Manfred Bieler hat einen interessanten Prosastil, der die manchmal etwas zähe Handlung sehr gut auflockert. Diese fiktive Biographie wirkt nichtsdestotrotz sehr authentisch, vermittelt sehr deutlich den Einfluss der wechselnden politischen Systeme auf die Menschen und damit interessante Einblicke in die Mentalitäten im Wandel der Zeit.

Fazit: Wer nicht unbedingt spannende Action bevorzugt, sondern den Fokus eher auf soziologische Aspekte legt, wird dieses Buch mögen.

Manfred Bieler: Der Bär. München: Knaur, 1991. 444S.

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