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Montag, 24. Januar 2011

Anne Tyler: Caleb oder Das Glück aus den Karten


Tylers Roman erzählt von der Suche Daniel Pecks nach seinem seit Jahrzehnten verschollenen Bruder Caleb. Doch eigentlich erzählt das Buch viel mehr davon, warum Caleb überhaupt abgehauen ist (denn das ist er). Und um dies zu verstehen, muss man die Pecks verstehen...
Die Autorin kann eines ganz bestimmt: Charaktere entwerfen. Wir lernen die Familie Peck kennen, als wäre es unsere eigene. Mit all ihren Schrullen, und die sind beträchtlich.

Fazit: Wunderbar ausgearbeitete Charaktere machen diese Erzählung absolut lebendig. Dazu kommt ein feiner Humor, wie er sich nur in einer solchen perfekt inszenierten Personenkonstellation richtig entfalten kann.

Anne Tyler: Caleb oder Das Glück in den Karten (orig. Searching for Caleb). Aus dem Amerikanischen von Günther Danehl. Frankfurt a. M.: Fischer 1988.

Mittwoch, 19. Januar 2011

Philip Kerr: Esau

Auf der Welle der sogenannten populärwissenschaftlichen Romane reitet nun auch Philip Kerr mit. Der Thriller Esau erzählt von - ja, ich will es ruhig verraten - der Entdeckung des Yetis im Himalaya. So naiv, wie die Idee klingt, ist auch deren Umsetzung: Das Buch hat nicht nur konzeptionelle Schwächen (oft ist der Fortgang der Handlung einfach nur hirnrissig!), auch sprachlich ist die deutsche Übersetzung kein Geniestreich.
Die Rahmenhandlung ist schnell erzählt: Ein (natürlich amerikanischer!) Bergsteiger entdeckt im Annapurna-Gebiet einen seltsamen Schädel. Nachforschungen bei seiner Affäre (zufällig eine versierte Paläoanthropologin, die noch dazu auch noch ein heißes Luder zu sein scheint - wie praktisch!) ergeben, dass dieser Schädel recht jungen Datums ist und auf eine bis dato unbekannte Spezies hinweist. Eine technisch überladene Expedition begibt sich an die Fundstelle - und findet nahezu sofort, was bisher der Wissenschaft entgangen ist: Einen ganzen Haufen seit Jahrtausenden isoliert lebender Yetis. Natürlich passiert, was passieren muss: Es gibt Probleme, weil eines der Expeditionsmitglieder offenbar dunkle Ziele verfolgt. Es gibt einen Kampf, bei dem am Ende die Guten gewinnen und die Einsicht siegt, dass die Entdeckung doch lieber geheim gehalten werden sollte - zum Schutze der Spezies. Schnulz!
Kerr unterschätzt hier den wissenschaftlichen Ehrgeiz und die monetären Interessen solcher Forscher, zugunsten einer sülzigen Gutmenschenfaselauflösung, die ebenso unglaubwürdig bleibt, wie die gesamte Erzählung.

Fazit: Stellenweise mäßig spannend, aber nicht mehr. Plot: Naiv ist noch nett umschrieben!


Philip Kerr: Esau (orig.: Esau). Aus dem Englischen von Peter Weber-Schäfer. Reinbek bei Hamburg: Wunderlich 1997.