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Sonntag, 27. März 2011

Julian Barnes: Eine Geschichte der Welt in 10,5 Kapiteln



Julian Barnes vereint in diesem Buch einige Erzählungen, die zwar teilweise Zusammenhänge aufweisen, nicht immer ist dem Leser allerdings klar, wo der Rote Faden zu suchen ist. Naja, eigentlich sogar selten.
Die Geschichten in diesem Band sind von unterschiedlicher Qualität. Schon witzig ist die Darstellung der Sintflut aus der Sicht eines Holzwurms, auch der Gerichtsprozess gegen die Holzwürmer in einer französischen Dorfkirche reizt zum Schenkelklopfen (da wird auch der Zusammenhang ersichtlich: der Holzwurm!).
Oft dreht sich eine Episode auch um den Berg Ararat (damit wieder um die Arche), doch so einige Geschichten passen irgendwie gar nicht in diesen Zusammenhang und sind teilweise auch recht lustlos oder trivial erzählt.

Fazit: Manchmal nett, in der Komposition eher mau. Den übergeordneten Sinn suchte ich vergeblich.


Julian Barnes: Eine Geschichte der Welt in 10,5 Kapiteln (orig.: A History of the World in 10.5 Chapters). Aus dem Englischen von Gertraude Krueger. München: Heyne 1994.

Dienstag, 15. März 2011

Tommy Jaud: Millionär (Hörbuch)


Millionär erzählt von der Suche des aus Vollidiot bekannten Protagonisten Simon Peters nach der Lösung für ein wirklich wichtiges Problem. Der nunmehr arbeitslose Hartz4-Empfänger, der sich mit Beschwerdeanrufen die Zeit vertreibt, möchte die überdrehte Turbo-Trulla Johanna Stähler aus seinem spießigen Mehrparteienwohnhaus verwiesen wissen. Sein Plan: Das Haus kaufen!
Die Sache hat einen Haken: Wie kommt er nur an die benötigte eine Million Euro? Auf einem schrägen Seminar zum Thema Selbstverwirklichung reift ein Plan. Peters wird zum "Beschwer-Adair" und macht sich mit Hilfe seines Internet-Café-Betreibers und einer Online-Beschwerde-Börse selbständig. Ein Plan, der besser funktioniert, als zunächst erwartet...
Einen besseren Sprecher für diese Satire als Christoph Maria Herbst kann ich mir nicht vorstellen - großartig, was der Mann leistet!


Fazit: Jaud trifft den Nerv genau, wenn er Episoden schildert, die uns allen mehr als weniger irgendwie bekannt vorkommen. Christoph Maria Herbst verleiht dem Arrangement zusätzlich die gehörige Würze. Ein einziger Brüller!

Tommy Jaud: Millionär. Gesprochen von Christoph Maria Herbst. Argon 2009.

Montag, 7. März 2011

Isabel Allende: Das Geisterhaus



Diese chilenische Familiensaga lässt die Buddenbrooks im Regen stehen. Wie trivial und nichtssagend erscheint doch ein Thomas Mann im Vergleich zu diesem Teppich von Erzählung!
Über Generationen verfolgt der Leser die Geschichte der Familie Trueba, beziehungsweise del Valle. Das Schicksal dieser Familie ist gewürzt mit Mystik, mit Blut und Liebe, mit Gewalt, Reichtum und Elend. Die politischen Ereignisse im Chile seiner Zeit sind stets auch mit dem Auf und Ab des truebanischen Lebens verknüpft. Die Katastrophe schließlich basiert ebenso auf realen Ereignissen: Der Ermordung des ersten sozialistischen chilenischen Präsidenten Salvador Allende (Onkel der Autorin) durch einen von den USA gesteuerten Militärputsch (Henry Kissinger zeichnete dafür mitverantwortlich - und bekam später den Friedensnobelpreis (!)).
Allendes Stil ist unglaublich vielseitig: Witzig, charmant, blutig, mystisch, spannend,...Der Roman entfaltet auf jeder Seite eine neue Facette von brillantem Ideenreichtum. Als Leser erlebt man Haut an Haut die jüngere Geschichte dieses wunderbaren Landes nach - ihre schönen Seiten und auch die dunklen Episoden. Die Charaktere sind lebendig und wecken Empathie, selbst die schlechten.


Fazit: Warum der Roman ein Weltbestseller wurde, weiß man spätestens, wenn man ihn gelesen hat!

Isabel Allende: Das Geisterhaus (orig.: La casa de los espiritus). Aus dem Spanischen von Anneliese Botond. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1989.