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Mittwoch, 5. September 2012

Jan Kjaerstad: Der Eroberer

Ich will es kurz machen: Viel langweiliger kann man ein Leben nicht erzählen.

Fazit: Und das auf 538 Seiten. Gääähn.

Jan Kjaerstad: Der Eroberer. Aus dem Norwegischen von Angelika Grundlach. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2002.

Sonntag, 5. August 2012

Reiner (Rainer?) Ewers: Gott will keine Hampelmänner. Die Olli-Story geht weiter

Die Fortsetzung der "Olli-Story" (vgl. vorangegangenen Post) gerät - ich will es kurz machen - völlig aus den Fugen. Hatte der Vorgänger noch Einiges an interessanter Information zu bieten, so finden wir hier ein völlig zusammenhangloses Sammelsurium an altbekannten, abgedroschenen christlichen Phrasen, die wenig Erhellendes, schon gar nichts Neues, bieten.

Dazu stellt sich mir eine Frage: Heißt der gute Mann nun Reiner (wie in dieser Ausgabe, siehe Buchcover) - oder Rainer, wie im ersten Buch "Die Olli-Story"? Ein Autor sollte doch seinen Namen richtig schreiben können, oder?

Fazit: Belanglos.

Reiner Ewers: Gott will keine Hampelmänner. Die Olli-Story geht weiter. Hochheim: Projektion J, 1989. 84 S.

Freitag, 3. August 2012

Rainer Ewers: Die Olli-Story. Ein Rocker kehrt um. Eine Autobiographie



In seiner Autobiographie erzählt Rainer Ewers von seiner schlimmen Kindheit, dem Sumpf aus Prügeln, Heim, Verwahrlosung und wie ihn diese Kindheitserfahrungen schon früh in die Kriminalität, den Alkoholismus und schließlich in den Knast führten, wo er sich dann zum Christentum bekehrt.

Obschon ein Augenöffner, weil er das soziale Milieu, aus dem er stammt, ziemlich authentisch beschreibt, gerät sein Bericht doch sehr knapp und stellenweise auch etwas zusammenhanglos.

Fazit: Interessant, doch mit einigen Schwächen.

 

Rainer Ewers: Die Olli-Story. Ein Rocker kehrt um. Eine Autobiographie. 5. Aufl. Wiesbaden: coprint, 1989. 63 S.

Mittwoch, 1. August 2012

Manfred Bieler : Der Bär

Otto Donath, "der Bär", wie ihn die Leute in Zerbst nennen, ist Zimmermann. Doch eigentlich dreht sich der Roman Bielers gar nicht um ihn, sondern um seinen Sohn Hermann. Den begleiten wir durch die Jahrzehnte, durch den 2. Weltkrieg, die Besatzung, die Gründung der DDR. Hermann, eigentlich Sozialdemokrat, zeigt wenig politisches Interesse, sein Streben richtet sich weniger nach einer Ideologie, als vielmehr darauf, den Menschen seiner Heimat zu helfen und seine Arbeit gut zu machen. Als gelernter Zimmermann wie sein Vater beginnt er eine Ausbildung zum Baumeister, die er auch erfolgreich beendet. Während des Krieges avanciert er zum Luftschutzbevollmächtigten. In dieser Funktion ist er für die Einhaltung der baulichen Vorschriften zum Schutz der Gebäude gegen Luftangriffe zuständig. Nach dem Krieg, unter der sowjetischen Besatzung wird er zunächst Bürgermeister, später Landrat.
Im neuen System der DDR wird er mit Problemen konfrontiert: Es beginnt eine neue Mentalität bei den Einwohnern von Zerbst Einzug zu halten. Lieferschwierigkeiten und Engpässe, mangelnde Motivation der Arbeiter und veraltete Baumaschinen gefährden die rechtzeitige Fertigstellung einiger wichtiger Bauvorhaben des Landkreises.
Hermann kämpft dagegen an. Hermann ist vom Wandel der Zeiten und der politischen Systeme unberührt, ist sich selbst stets treu geblieben. Als jedoch sein Bester Freund die "Republikflucht" antritt, bekommt Hermann arge Probleme...

Manfred Bieler hat einen interessanten Prosastil, der die manchmal etwas zähe Handlung sehr gut auflockert. Diese fiktive Biographie wirkt nichtsdestotrotz sehr authentisch, vermittelt sehr deutlich den Einfluss der wechselnden politischen Systeme auf die Menschen und damit interessante Einblicke in die Mentalitäten im Wandel der Zeit.

Fazit: Wer nicht unbedingt spannende Action bevorzugt, sondern den Fokus eher auf soziologische Aspekte legt, wird dieses Buch mögen.

Manfred Bieler: Der Bär. München: Knaur, 1991. 444S.

Donnerstag, 14. Juni 2012

Steffi von Wolff: Gruppen-Ex (Hörbuch)

Ich habe vieles gelesen - aber niemals solchen Schrott. Absurd albern, widerlich nervige Charaktere und eine unterirdisch dumme Story versauen einem den Tag. Der krampfhafte Versuch, Witze á la Tommy Jaud zu reißen, gerät zu einer absolut niveaulosen Aneinanderkettung peinlicher Blödeleien. Warnung: Die Autorin spricht das Buch auch noch selbst. Suizidgefahr!

Fazit: Ich frage mich, wie man für so etwas einen Verleger finden kann.


Steffi von Wolff: Gruppen-Ex (gelesen von der Autorin). Argon, 2009.

Sonntag, 20. Mai 2012

Klaus-Dieter John: "Ich habe Gott gesehen"

Der Arzt Klaus-Dieter John erzählt hier die Entstehungsgeschichte des Hospitals Diospi Suyana in den peruanischen Anden - seinen persönlichen Lebenstraum von einem Krankenhaus, das den armen und hilfsbedürftigen Menschen dieser Welt unabhängig von ihren finanziellen Mitteln offensteht.
Der Autor schreibt außerordentlich nüchtern, trotzdem reißt dieser Bericht den Leser mit. Es erscheint unglaublich, welche Strapazen, welche Schwierigkeiten und Hindernisse überwunden werden mussten, um dieses Krankenhaus real werden zu lassen. Dass John dabei an Gott glaubt, dürfte selbst hartgesottene Atheisten nicht wesentlich stören, denn er drängt seine Ansichten nicht auf. Anstatt mit der üblichen christlichen Naivität und den ewig gleichen Phrasen überzeugt dieses Buch durch einen spannenden und beeindruckenden Tatsachenbericht.

Fazit: Auch für Nichtchristen sehr empfehlenswert.


Klaus-Dieter John: "Ich habe Gott gesehen". Diospi Suyana - Hospital der Hoffnung. 5. Aufl. 2012. Gießen, Brunnen. 272 S.

Dienstag, 15. Mai 2012

Luis Trenker: Berge und Heimat

Eine interessante, wenn auch stellenweise etwas pauschalisierende Darstellung des bäuerlichen Lebens in den Alpen bis in die 1950er Jahre. Sehr schön illustriert.

Fazit: Für jeden, der die Alpenlandschaft liebt, zu empfehlen.

Luis Trenker: Berge und Heimat. Mosaik Verlag, Hamburg, 1960.

Samstag, 28. April 2012

Wolfram von Eschenbach: Parzival. Nacherzählt von Johannes Kayser

Anfangs ganz nett beginnt der Parzival ähnlich wie Grimmelshausens Simplicissimus: Ein junger Mann, der nichts von seiner "edlen" Herkunft ahnt, zieht als Narr in die Welt und mausert sich als Held. Anders als beim Simplicissimus ist beim Parzival schon sehr bald das Ende im Gelände erreicht, was frische Ideen angeht: Das Epos ergeht sich stattdessen in ewigen Wiederholungen. In einer Endlosschleife trifft Parzival holde, noch holdere und unglaublich holde Jungfrauen, schenkt ihnen seine "Gunst" (!) und reitet aus, um für diese Abenteuer zu bestehen. Dass er dabei am Ende mehrfach verheiratet ist, zahlreiche Bastarde und eheliche Kinder gezeugt hat (um die er sich nicht kümmert) und schließlich viele Unschuldige aus Versehen (heute würde man sagen: aus unüberlegtem Handeln) abgemurkst hat, spielt für seine Heldenkumpels und in der mittelalterlichen Ethik scheinbar keine Rolle. Aber was am Anfang vielleicht noch drollig wirkte, gerät nach ein paar Seiten schnell zu einer nervtötenden Story. Und immer wieder stürmt Parzival los wie ein hormongesteuerter Zuchtbulle. War das früher alles, was einen Mann ausmachte? Ich glaube nicht.

Fazit: Eine Art Jean-Claude Van Damme des Mittelalters. Hirn aus und drauflos kloppen... Tut mir leid, Wolfram, aber ich finde nicht alles gut, nur weil's ein Stück Kulturgut ist.

Wolfram von Eschenbach: Parzival. Nacherzählt von Johannes Kayser. Berlin und Leipzig: Hermann Hillger, o. J., 31 S.

Dienstag, 24. April 2012

Thomas C. Reeves: John F. Kennedy

Es ist eine sehr fundierte Biographie, die Thomas C. Reeves da abliefert, denn von den fast siebenhundert Seiten sind schon fast einhundert von den Quellenangaben belegt.
Der Untertitel ist Programm: Reeves demontiert das Image des Helden, den Mythos, der seit Dallas den ewig jungen Kennedy umwebt. Anhand unzähliger Zeugenaussagen, Zeitungsartikel, Biographien und Fachliteratur sowie Unmengen interner Regierungsdokumente zerlegt er den Spross des Kennedy-Clans in seine weniger beeindruckenden Bestandteile: seine Krankheiten, seine sexuellen Ausschweifungen, den Kontrast des privaten Kennedy im Vergleich zur Selbstdarstellung in den Medien und - mithin von zentraler Bedeutung - den Einfluss des Vaters, des Partiarchen und Multimillionärs Joseph P. Kennedy, auf die Karriere seines Sohnes. Daraus enspringt ein Bild von JFK, das sich so gar nicht mit der heute immer noch dominierenden Darstellung des ermordeten Präsidenten vertragen will, ein Bild, dass im Gegensatz zu ebenjener Darstellung wie bereits gesagt sehr fundiert ist und in seinen Folgerungen sehr schlüssig.
Doch nicht alles ist positiv an diesem Werk: Einerseits nerven die ständigen Wiederholungen nach einer Weile (ist eben ein amerikanisches Sachbuch), andererseits ist die Übersetzung von Anni Pott eine gnadenlose und dreiste Misshandlung der Sprache. Nicht nur, dass sich zahlreiche Übersetzungsfehler eingeschlichen hätten; auch die Syntax ist im Deutschen kaum zu entwirren. Vermutlich hielt sich Frau Pott zu sehr an den Urtext. Was im Amerikanischen aber lesbar ist, muss es nicht zwangsläufig auch im Deutschen sein. Frau Pott, hin und wieder empfehle ich dringend, den Satzbau umzustellen! Auch ein "." (Punkt) an den richtigen Stellen erntet dankbare Leser, während Ihre durchschnittlich 15 Kommata pro Satz (unübertrieben, leider auch an grundsätzlich falschen Stellen) das Lesen zu einer Qual werden lassen. Ich rate Ihnen dringend (so sehr Sie auch des Amerikanischen mächtig sind) einen Grundkurs in Deutscher Sprache zu absolvieren. Das wäre das Mindeste, was man von einem Übersetzer erwarten darf.


Fazit: Abzüge gibt es für Wiederholungen und Übersetzung, macht:

Thomas C. Reeves: John F. Kennedy. Die Entzauberung eines Mythos. Biographie (orig.: A Question Of Character. A Life of John F. Kennedy). Aus dem Amerikanischen von Anni Pott. Hamburg: Ernst Kabel, 1992. 655 S.

Freitag, 30. März 2012

Jacob Christoffel von Grimmelshausen: Der erste Beernhäuter

Ein echter Grimmelshausen! Typisch für ihn: Veröffentlicht unter einem Alias. So heißt der offizielle Autor hier "Illiteratio Ignorantio, zugenannt Idiota", ein derber Scherz, den Grimmelshausen sich auf Kosten der gelehrten Welt seiner Zeit erlaubt. In diesem Sinne definiert er sein humoristisches Märchen auch als ein etymologisches Werk, welches "nicht ohne sonderbare darunter verborgene Lehrreiche Geheimniß" die Herkunft des Schimpfwortes "Bärenhäuter" zu erklären vorgibt. Der Mode seiner Zeit folgend, ergießt sich der Untertitel dieser Kurzgeschichte über mehrere Zeilen, die ich hier nicht vorenthalten möchte, da sie bezeichnend sind:


Der Erste Beernhäuter
Nicht ohne sonderbare darunter
verborgene Lehrreiche Geheim-
niß / sowol allen denen / die so zu
schelten pflegen und sich so schelten
lassen / als auch sonst jedermann
(vor dißmal zwar nur vom Ur-
sprung dieses schönen Ehren-Ti-
tuls) andern zum Exempel vorge-
stellet von Illiteratio Ignorantio,
zugenannt Idiota.

Tatsächlich ist dieses Werk(chen) alles andere, als ein ernsthaftes und lehrreiches Werk. Vielmehr ist es eine "wissenschaftlich" verpackte Aufzeichnung eines witzigen Märchens aus dem Volksmund. Aber gerade das macht hier, zusammen mit der ausgefeilten und wortgewandten Erzählkunst von Grimmelshausens, den Reiz aus.

Fazit: Gratuliere, volle Punktzahl!

(Jacob Christoffel von Grimmelshausen:) Der erste Beernhäuter. Mit Bildern von Marcus Behmer und einem Nachwort von Manuel Schnitzer. Insel-Bücherei, o. J., n. pag.

Mittwoch, 25. Januar 2012

Fjodor Dostojewskij: Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne)

Eigentlich unter dem Titel "Schuld und Sühne" bekannt ist dieses wohl bedeutendste Werk des russischen Schriftstellers Dostojewskij. Darin geht es um einen jungen (Ex-)Studenten, der mit der Axt "eine alte Wucherin" auslöscht. Allerdings hat diese Tat dann ein Nachspiel: Der Mörder hadert lange mit sich selbst, bis ihn sein Gewissen und seine Skrupel schließlich zwingen, sich der Gerichtsbarkeit auszuliefern und seine Strafe auf sich zu nehmen.

Ein durchaus interessanter Roman, der vieles über die russische Welt preisgibt. Allerdings ist er auch sehr langatmig und daher wohl nicht jedermanns Sache. Tatsächlich ist die Schwermütigkeit der Hauptperson für meinen Geschmack über 745 Seiten kaum zu ertragen.

Ach ja, eins noch: Lieber Verlag!!! Bitte keine Endnoten mehr bei dicken Wälzern! Dieses ständige nervenaufreibende Blättern! Schonmal was von Fußnoten gehört? Ja? Danke, dann für nächstes Mal!

Fazit: Eigentlich gelungen, aber hätte wirklich auch kürzer sein können.

Fjodor Dostojewskij: Verbrechen und Strafe. Roman. Aus dem Russischen neu übersetzt von Swetlana Geier. Frankfurt am Main: Fischer, 1996. 766 S.