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Samstag, 28. April 2012

Wolfram von Eschenbach: Parzival. Nacherzählt von Johannes Kayser

Anfangs ganz nett beginnt der Parzival ähnlich wie Grimmelshausens Simplicissimus: Ein junger Mann, der nichts von seiner "edlen" Herkunft ahnt, zieht als Narr in die Welt und mausert sich als Held. Anders als beim Simplicissimus ist beim Parzival schon sehr bald das Ende im Gelände erreicht, was frische Ideen angeht: Das Epos ergeht sich stattdessen in ewigen Wiederholungen. In einer Endlosschleife trifft Parzival holde, noch holdere und unglaublich holde Jungfrauen, schenkt ihnen seine "Gunst" (!) und reitet aus, um für diese Abenteuer zu bestehen. Dass er dabei am Ende mehrfach verheiratet ist, zahlreiche Bastarde und eheliche Kinder gezeugt hat (um die er sich nicht kümmert) und schließlich viele Unschuldige aus Versehen (heute würde man sagen: aus unüberlegtem Handeln) abgemurkst hat, spielt für seine Heldenkumpels und in der mittelalterlichen Ethik scheinbar keine Rolle. Aber was am Anfang vielleicht noch drollig wirkte, gerät nach ein paar Seiten schnell zu einer nervtötenden Story. Und immer wieder stürmt Parzival los wie ein hormongesteuerter Zuchtbulle. War das früher alles, was einen Mann ausmachte? Ich glaube nicht.

Fazit: Eine Art Jean-Claude Van Damme des Mittelalters. Hirn aus und drauflos kloppen... Tut mir leid, Wolfram, aber ich finde nicht alles gut, nur weil's ein Stück Kulturgut ist.

Wolfram von Eschenbach: Parzival. Nacherzählt von Johannes Kayser. Berlin und Leipzig: Hermann Hillger, o. J., 31 S.

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