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Mittwoch, 5. September 2012

Jan Kjaerstad: Der Eroberer

Ich will es kurz machen: Viel langweiliger kann man ein Leben nicht erzählen.

Fazit: Und das auf 538 Seiten. Gääähn.

Jan Kjaerstad: Der Eroberer. Aus dem Norwegischen von Angelika Grundlach. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2002.

Sonntag, 5. August 2012

Reiner (Rainer?) Ewers: Gott will keine Hampelmänner. Die Olli-Story geht weiter

Die Fortsetzung der "Olli-Story" (vgl. vorangegangenen Post) gerät - ich will es kurz machen - völlig aus den Fugen. Hatte der Vorgänger noch Einiges an interessanter Information zu bieten, so finden wir hier ein völlig zusammenhangloses Sammelsurium an altbekannten, abgedroschenen christlichen Phrasen, die wenig Erhellendes, schon gar nichts Neues, bieten.

Dazu stellt sich mir eine Frage: Heißt der gute Mann nun Reiner (wie in dieser Ausgabe, siehe Buchcover) - oder Rainer, wie im ersten Buch "Die Olli-Story"? Ein Autor sollte doch seinen Namen richtig schreiben können, oder?

Fazit: Belanglos.

Reiner Ewers: Gott will keine Hampelmänner. Die Olli-Story geht weiter. Hochheim: Projektion J, 1989. 84 S.

Freitag, 3. August 2012

Rainer Ewers: Die Olli-Story. Ein Rocker kehrt um. Eine Autobiographie



In seiner Autobiographie erzählt Rainer Ewers von seiner schlimmen Kindheit, dem Sumpf aus Prügeln, Heim, Verwahrlosung und wie ihn diese Kindheitserfahrungen schon früh in die Kriminalität, den Alkoholismus und schließlich in den Knast führten, wo er sich dann zum Christentum bekehrt.

Obschon ein Augenöffner, weil er das soziale Milieu, aus dem er stammt, ziemlich authentisch beschreibt, gerät sein Bericht doch sehr knapp und stellenweise auch etwas zusammenhanglos.

Fazit: Interessant, doch mit einigen Schwächen.

 

Rainer Ewers: Die Olli-Story. Ein Rocker kehrt um. Eine Autobiographie. 5. Aufl. Wiesbaden: coprint, 1989. 63 S.

Mittwoch, 1. August 2012

Manfred Bieler : Der Bär

Otto Donath, "der Bär", wie ihn die Leute in Zerbst nennen, ist Zimmermann. Doch eigentlich dreht sich der Roman Bielers gar nicht um ihn, sondern um seinen Sohn Hermann. Den begleiten wir durch die Jahrzehnte, durch den 2. Weltkrieg, die Besatzung, die Gründung der DDR. Hermann, eigentlich Sozialdemokrat, zeigt wenig politisches Interesse, sein Streben richtet sich weniger nach einer Ideologie, als vielmehr darauf, den Menschen seiner Heimat zu helfen und seine Arbeit gut zu machen. Als gelernter Zimmermann wie sein Vater beginnt er eine Ausbildung zum Baumeister, die er auch erfolgreich beendet. Während des Krieges avanciert er zum Luftschutzbevollmächtigten. In dieser Funktion ist er für die Einhaltung der baulichen Vorschriften zum Schutz der Gebäude gegen Luftangriffe zuständig. Nach dem Krieg, unter der sowjetischen Besatzung wird er zunächst Bürgermeister, später Landrat.
Im neuen System der DDR wird er mit Problemen konfrontiert: Es beginnt eine neue Mentalität bei den Einwohnern von Zerbst Einzug zu halten. Lieferschwierigkeiten und Engpässe, mangelnde Motivation der Arbeiter und veraltete Baumaschinen gefährden die rechtzeitige Fertigstellung einiger wichtiger Bauvorhaben des Landkreises.
Hermann kämpft dagegen an. Hermann ist vom Wandel der Zeiten und der politischen Systeme unberührt, ist sich selbst stets treu geblieben. Als jedoch sein Bester Freund die "Republikflucht" antritt, bekommt Hermann arge Probleme...

Manfred Bieler hat einen interessanten Prosastil, der die manchmal etwas zähe Handlung sehr gut auflockert. Diese fiktive Biographie wirkt nichtsdestotrotz sehr authentisch, vermittelt sehr deutlich den Einfluss der wechselnden politischen Systeme auf die Menschen und damit interessante Einblicke in die Mentalitäten im Wandel der Zeit.

Fazit: Wer nicht unbedingt spannende Action bevorzugt, sondern den Fokus eher auf soziologische Aspekte legt, wird dieses Buch mögen.

Manfred Bieler: Der Bär. München: Knaur, 1991. 444S.

Donnerstag, 14. Juni 2012

Steffi von Wolff: Gruppen-Ex (Hörbuch)

Ich habe vieles gelesen - aber niemals solchen Schrott. Absurd albern, widerlich nervige Charaktere und eine unterirdisch dumme Story versauen einem den Tag. Der krampfhafte Versuch, Witze á la Tommy Jaud zu reißen, gerät zu einer absolut niveaulosen Aneinanderkettung peinlicher Blödeleien. Warnung: Die Autorin spricht das Buch auch noch selbst. Suizidgefahr!

Fazit: Ich frage mich, wie man für so etwas einen Verleger finden kann.


Steffi von Wolff: Gruppen-Ex (gelesen von der Autorin). Argon, 2009.

Sonntag, 20. Mai 2012

Klaus-Dieter John: "Ich habe Gott gesehen"

Der Arzt Klaus-Dieter John erzählt hier die Entstehungsgeschichte des Hospitals Diospi Suyana in den peruanischen Anden - seinen persönlichen Lebenstraum von einem Krankenhaus, das den armen und hilfsbedürftigen Menschen dieser Welt unabhängig von ihren finanziellen Mitteln offensteht.
Der Autor schreibt außerordentlich nüchtern, trotzdem reißt dieser Bericht den Leser mit. Es erscheint unglaublich, welche Strapazen, welche Schwierigkeiten und Hindernisse überwunden werden mussten, um dieses Krankenhaus real werden zu lassen. Dass John dabei an Gott glaubt, dürfte selbst hartgesottene Atheisten nicht wesentlich stören, denn er drängt seine Ansichten nicht auf. Anstatt mit der üblichen christlichen Naivität und den ewig gleichen Phrasen überzeugt dieses Buch durch einen spannenden und beeindruckenden Tatsachenbericht.

Fazit: Auch für Nichtchristen sehr empfehlenswert.


Klaus-Dieter John: "Ich habe Gott gesehen". Diospi Suyana - Hospital der Hoffnung. 5. Aufl. 2012. Gießen, Brunnen. 272 S.

Dienstag, 15. Mai 2012

Luis Trenker: Berge und Heimat

Eine interessante, wenn auch stellenweise etwas pauschalisierende Darstellung des bäuerlichen Lebens in den Alpen bis in die 1950er Jahre. Sehr schön illustriert.

Fazit: Für jeden, der die Alpenlandschaft liebt, zu empfehlen.

Luis Trenker: Berge und Heimat. Mosaik Verlag, Hamburg, 1960.

Samstag, 28. April 2012

Wolfram von Eschenbach: Parzival. Nacherzählt von Johannes Kayser

Anfangs ganz nett beginnt der Parzival ähnlich wie Grimmelshausens Simplicissimus: Ein junger Mann, der nichts von seiner "edlen" Herkunft ahnt, zieht als Narr in die Welt und mausert sich als Held. Anders als beim Simplicissimus ist beim Parzival schon sehr bald das Ende im Gelände erreicht, was frische Ideen angeht: Das Epos ergeht sich stattdessen in ewigen Wiederholungen. In einer Endlosschleife trifft Parzival holde, noch holdere und unglaublich holde Jungfrauen, schenkt ihnen seine "Gunst" (!) und reitet aus, um für diese Abenteuer zu bestehen. Dass er dabei am Ende mehrfach verheiratet ist, zahlreiche Bastarde und eheliche Kinder gezeugt hat (um die er sich nicht kümmert) und schließlich viele Unschuldige aus Versehen (heute würde man sagen: aus unüberlegtem Handeln) abgemurkst hat, spielt für seine Heldenkumpels und in der mittelalterlichen Ethik scheinbar keine Rolle. Aber was am Anfang vielleicht noch drollig wirkte, gerät nach ein paar Seiten schnell zu einer nervtötenden Story. Und immer wieder stürmt Parzival los wie ein hormongesteuerter Zuchtbulle. War das früher alles, was einen Mann ausmachte? Ich glaube nicht.

Fazit: Eine Art Jean-Claude Van Damme des Mittelalters. Hirn aus und drauflos kloppen... Tut mir leid, Wolfram, aber ich finde nicht alles gut, nur weil's ein Stück Kulturgut ist.

Wolfram von Eschenbach: Parzival. Nacherzählt von Johannes Kayser. Berlin und Leipzig: Hermann Hillger, o. J., 31 S.

Dienstag, 24. April 2012

Thomas C. Reeves: John F. Kennedy

Es ist eine sehr fundierte Biographie, die Thomas C. Reeves da abliefert, denn von den fast siebenhundert Seiten sind schon fast einhundert von den Quellenangaben belegt.
Der Untertitel ist Programm: Reeves demontiert das Image des Helden, den Mythos, der seit Dallas den ewig jungen Kennedy umwebt. Anhand unzähliger Zeugenaussagen, Zeitungsartikel, Biographien und Fachliteratur sowie Unmengen interner Regierungsdokumente zerlegt er den Spross des Kennedy-Clans in seine weniger beeindruckenden Bestandteile: seine Krankheiten, seine sexuellen Ausschweifungen, den Kontrast des privaten Kennedy im Vergleich zur Selbstdarstellung in den Medien und - mithin von zentraler Bedeutung - den Einfluss des Vaters, des Partiarchen und Multimillionärs Joseph P. Kennedy, auf die Karriere seines Sohnes. Daraus enspringt ein Bild von JFK, das sich so gar nicht mit der heute immer noch dominierenden Darstellung des ermordeten Präsidenten vertragen will, ein Bild, dass im Gegensatz zu ebenjener Darstellung wie bereits gesagt sehr fundiert ist und in seinen Folgerungen sehr schlüssig.
Doch nicht alles ist positiv an diesem Werk: Einerseits nerven die ständigen Wiederholungen nach einer Weile (ist eben ein amerikanisches Sachbuch), andererseits ist die Übersetzung von Anni Pott eine gnadenlose und dreiste Misshandlung der Sprache. Nicht nur, dass sich zahlreiche Übersetzungsfehler eingeschlichen hätten; auch die Syntax ist im Deutschen kaum zu entwirren. Vermutlich hielt sich Frau Pott zu sehr an den Urtext. Was im Amerikanischen aber lesbar ist, muss es nicht zwangsläufig auch im Deutschen sein. Frau Pott, hin und wieder empfehle ich dringend, den Satzbau umzustellen! Auch ein "." (Punkt) an den richtigen Stellen erntet dankbare Leser, während Ihre durchschnittlich 15 Kommata pro Satz (unübertrieben, leider auch an grundsätzlich falschen Stellen) das Lesen zu einer Qual werden lassen. Ich rate Ihnen dringend (so sehr Sie auch des Amerikanischen mächtig sind) einen Grundkurs in Deutscher Sprache zu absolvieren. Das wäre das Mindeste, was man von einem Übersetzer erwarten darf.


Fazit: Abzüge gibt es für Wiederholungen und Übersetzung, macht:

Thomas C. Reeves: John F. Kennedy. Die Entzauberung eines Mythos. Biographie (orig.: A Question Of Character. A Life of John F. Kennedy). Aus dem Amerikanischen von Anni Pott. Hamburg: Ernst Kabel, 1992. 655 S.

Freitag, 30. März 2012

Jacob Christoffel von Grimmelshausen: Der erste Beernhäuter

Ein echter Grimmelshausen! Typisch für ihn: Veröffentlicht unter einem Alias. So heißt der offizielle Autor hier "Illiteratio Ignorantio, zugenannt Idiota", ein derber Scherz, den Grimmelshausen sich auf Kosten der gelehrten Welt seiner Zeit erlaubt. In diesem Sinne definiert er sein humoristisches Märchen auch als ein etymologisches Werk, welches "nicht ohne sonderbare darunter verborgene Lehrreiche Geheimniß" die Herkunft des Schimpfwortes "Bärenhäuter" zu erklären vorgibt. Der Mode seiner Zeit folgend, ergießt sich der Untertitel dieser Kurzgeschichte über mehrere Zeilen, die ich hier nicht vorenthalten möchte, da sie bezeichnend sind:


Der Erste Beernhäuter
Nicht ohne sonderbare darunter
verborgene Lehrreiche Geheim-
niß / sowol allen denen / die so zu
schelten pflegen und sich so schelten
lassen / als auch sonst jedermann
(vor dißmal zwar nur vom Ur-
sprung dieses schönen Ehren-Ti-
tuls) andern zum Exempel vorge-
stellet von Illiteratio Ignorantio,
zugenannt Idiota.

Tatsächlich ist dieses Werk(chen) alles andere, als ein ernsthaftes und lehrreiches Werk. Vielmehr ist es eine "wissenschaftlich" verpackte Aufzeichnung eines witzigen Märchens aus dem Volksmund. Aber gerade das macht hier, zusammen mit der ausgefeilten und wortgewandten Erzählkunst von Grimmelshausens, den Reiz aus.

Fazit: Gratuliere, volle Punktzahl!

(Jacob Christoffel von Grimmelshausen:) Der erste Beernhäuter. Mit Bildern von Marcus Behmer und einem Nachwort von Manuel Schnitzer. Insel-Bücherei, o. J., n. pag.

Mittwoch, 25. Januar 2012

Fjodor Dostojewskij: Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne)

Eigentlich unter dem Titel "Schuld und Sühne" bekannt ist dieses wohl bedeutendste Werk des russischen Schriftstellers Dostojewskij. Darin geht es um einen jungen (Ex-)Studenten, der mit der Axt "eine alte Wucherin" auslöscht. Allerdings hat diese Tat dann ein Nachspiel: Der Mörder hadert lange mit sich selbst, bis ihn sein Gewissen und seine Skrupel schließlich zwingen, sich der Gerichtsbarkeit auszuliefern und seine Strafe auf sich zu nehmen.

Ein durchaus interessanter Roman, der vieles über die russische Welt preisgibt. Allerdings ist er auch sehr langatmig und daher wohl nicht jedermanns Sache. Tatsächlich ist die Schwermütigkeit der Hauptperson für meinen Geschmack über 745 Seiten kaum zu ertragen.

Ach ja, eins noch: Lieber Verlag!!! Bitte keine Endnoten mehr bei dicken Wälzern! Dieses ständige nervenaufreibende Blättern! Schonmal was von Fußnoten gehört? Ja? Danke, dann für nächstes Mal!

Fazit: Eigentlich gelungen, aber hätte wirklich auch kürzer sein können.

Fjodor Dostojewskij: Verbrechen und Strafe. Roman. Aus dem Russischen neu übersetzt von Swetlana Geier. Frankfurt am Main: Fischer, 1996. 766 S.

Freitag, 6. Mai 2011

Anonymus: Mit aller Macht (Primary Colors)

Unter dem Pseudonym Anonymus veröffentlichte der US-Amerikanische Journalist Joe Klein dieses Porträt der Vorwahlen zum demokratischen Präsidentschaftskandidaten, das im Wesentlichen auf dem Wahlkampf Bill Clintons basiert. Es beleuchtet die ehrgeizigen und aufreibenden Machtkämpfe hinter den Kulissen, in denen nicht selten mit ziemlich viel Dreck geworfen wird.
Klein gelingt eine facettenreiche Darstellung der politischen Hintergrundarbeit in den Staaten. Der Leser erfährt, worauf es abseits von allen politischen Inhalten und Idealen wirklich ankommt: Auf Geld, Sympathien und die richtigen Kontakte. Der Kandidat, der von diesen Faktoren die meisten für sich verbuchen kann, macht das Rennen, scheissegal, ob er persönlich ein machtgeiles, perverses Schwein oder ein verklemmter Neurotiker ist.

Fazit: Schon ein Augenöffner, auch wenn mit Vorsicht zu genießen: Der Autor sympathisiert mit den Republikanern. Na gut, das macht in dieser vermurksten Mediendemokratie auch keinen wirklichen Unterschied.

Anonymus: Mit aller Macht. Primary Colors (orig. Primary Colors). Aus dem Englischen von Uda Strätling u. a.. München: List 1996.

Mittwoch, 20. April 2011

Herman Melville: Moby-Dick

Es wird nicht so recht ersichtlich, was der gute Herman eigentlich mit diesem Machwerk bezweckte. Denn Moby-Dick ist von ebenso eigentümlicher Natur, wie sein Schöpfer. Der schwadroniert zunächst über Hunderte von Seiten, preist den Walfang als die höchste aller Erwerbstätigkeiten und ergeht sich in ausschweifenden Sachbeschreibungen der Ausrüstungsgegenstände, der Personen an Bord und schließlich auch der Natur des "Walfischs", wobei dessen Einordnung in die Welt der Fauna einem auf fehlendem Wissen beruhenden Unsinn gleichkommt. Die wild zusammengewürfelten "Auszüge" zeugen nicht gerade von einer wisenschaftlich fundierten Beschäftigung mit dem Sachgegenstand, sind aber eine amüsante Ergänzung, wenn auch reichlich viele ihrer Art.
Der eigentliche Kampf mit dem Wal, auf den der Leser sich mühsam vorarbeitet, ist schnell vorbei, wonach die Erzählung ebenso abrupt endet, wie sie schleichend angefangen hat. Aber was gibt es da auch noch zu sagen?
Nichtsdestotrotz: Moby-Dick ist ungeachtet der Verherrlichung des Walfangs eine interessante Ansammlung historischen Zeitgeschehens und lässt die elende und harte Arbeit auf dem Walfänger lebendig vor unseren Augen erscheinen. Auch wenn seitenlang in Beschreibungen abgeschweift wird, die irgendwann früher oder später auch den zähesten Leser zermürben: Das Buch ist es trotzdem wert, einmal gelesen zu werden. Danach darf man es aber ruhigen Gewissens für immer im Regal stehen lassen.

Fazit: Was macht den Roman aus? Ich kanns beim besten Willen nicht sagen. Aber man sollte ihn gelesen haben.

Herman Melville: Moby-Dick (orig.: Moby-Dick; Or, The Wale). Aus dem Amerikanischen von Thesi Mutzenbecher und Ernst Schnabel. Mit einem Essay von W. Somerset Maugham. Zürich: Diogenes 1977.

Sonntag, 27. März 2011

Julian Barnes: Eine Geschichte der Welt in 10,5 Kapiteln



Julian Barnes vereint in diesem Buch einige Erzählungen, die zwar teilweise Zusammenhänge aufweisen, nicht immer ist dem Leser allerdings klar, wo der Rote Faden zu suchen ist. Naja, eigentlich sogar selten.
Die Geschichten in diesem Band sind von unterschiedlicher Qualität. Schon witzig ist die Darstellung der Sintflut aus der Sicht eines Holzwurms, auch der Gerichtsprozess gegen die Holzwürmer in einer französischen Dorfkirche reizt zum Schenkelklopfen (da wird auch der Zusammenhang ersichtlich: der Holzwurm!).
Oft dreht sich eine Episode auch um den Berg Ararat (damit wieder um die Arche), doch so einige Geschichten passen irgendwie gar nicht in diesen Zusammenhang und sind teilweise auch recht lustlos oder trivial erzählt.

Fazit: Manchmal nett, in der Komposition eher mau. Den übergeordneten Sinn suchte ich vergeblich.


Julian Barnes: Eine Geschichte der Welt in 10,5 Kapiteln (orig.: A History of the World in 10.5 Chapters). Aus dem Englischen von Gertraude Krueger. München: Heyne 1994.

Dienstag, 15. März 2011

Tommy Jaud: Millionär (Hörbuch)


Millionär erzählt von der Suche des aus Vollidiot bekannten Protagonisten Simon Peters nach der Lösung für ein wirklich wichtiges Problem. Der nunmehr arbeitslose Hartz4-Empfänger, der sich mit Beschwerdeanrufen die Zeit vertreibt, möchte die überdrehte Turbo-Trulla Johanna Stähler aus seinem spießigen Mehrparteienwohnhaus verwiesen wissen. Sein Plan: Das Haus kaufen!
Die Sache hat einen Haken: Wie kommt er nur an die benötigte eine Million Euro? Auf einem schrägen Seminar zum Thema Selbstverwirklichung reift ein Plan. Peters wird zum "Beschwer-Adair" und macht sich mit Hilfe seines Internet-Café-Betreibers und einer Online-Beschwerde-Börse selbständig. Ein Plan, der besser funktioniert, als zunächst erwartet...
Einen besseren Sprecher für diese Satire als Christoph Maria Herbst kann ich mir nicht vorstellen - großartig, was der Mann leistet!


Fazit: Jaud trifft den Nerv genau, wenn er Episoden schildert, die uns allen mehr als weniger irgendwie bekannt vorkommen. Christoph Maria Herbst verleiht dem Arrangement zusätzlich die gehörige Würze. Ein einziger Brüller!

Tommy Jaud: Millionär. Gesprochen von Christoph Maria Herbst. Argon 2009.

Montag, 7. März 2011

Isabel Allende: Das Geisterhaus



Diese chilenische Familiensaga lässt die Buddenbrooks im Regen stehen. Wie trivial und nichtssagend erscheint doch ein Thomas Mann im Vergleich zu diesem Teppich von Erzählung!
Über Generationen verfolgt der Leser die Geschichte der Familie Trueba, beziehungsweise del Valle. Das Schicksal dieser Familie ist gewürzt mit Mystik, mit Blut und Liebe, mit Gewalt, Reichtum und Elend. Die politischen Ereignisse im Chile seiner Zeit sind stets auch mit dem Auf und Ab des truebanischen Lebens verknüpft. Die Katastrophe schließlich basiert ebenso auf realen Ereignissen: Der Ermordung des ersten sozialistischen chilenischen Präsidenten Salvador Allende (Onkel der Autorin) durch einen von den USA gesteuerten Militärputsch (Henry Kissinger zeichnete dafür mitverantwortlich - und bekam später den Friedensnobelpreis (!)).
Allendes Stil ist unglaublich vielseitig: Witzig, charmant, blutig, mystisch, spannend,...Der Roman entfaltet auf jeder Seite eine neue Facette von brillantem Ideenreichtum. Als Leser erlebt man Haut an Haut die jüngere Geschichte dieses wunderbaren Landes nach - ihre schönen Seiten und auch die dunklen Episoden. Die Charaktere sind lebendig und wecken Empathie, selbst die schlechten.


Fazit: Warum der Roman ein Weltbestseller wurde, weiß man spätestens, wenn man ihn gelesen hat!

Isabel Allende: Das Geisterhaus (orig.: La casa de los espiritus). Aus dem Spanischen von Anneliese Botond. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1989.

Mittwoch, 2. Februar 2011

Ross Macdonald: Einer lügt immer


Wenig beglückende Detektivstories, die - ich will mich kurz fassen - so durchsichtig wie naiv und langweilig sind. Auch die Charaktere bleiben seltsam blass und unglaubwürdig, die Handlung erschließt sich oft nicht nach logischen Gesichtspunkten, ergo wirken Höhepunkte schrecklich daherkonstruiert. Ein Fazit kann an dieser Stelle entfallen.


Ross Macdonald: Einer lügt immer. Sämtliche Detektivstories um Lew Archer II (orig. My Name is Archer). Aus dem Amerikanischen von Hubert Deymann. Zürich: Diogenes 1983.

Montag, 24. Januar 2011

Anne Tyler: Caleb oder Das Glück aus den Karten


Tylers Roman erzählt von der Suche Daniel Pecks nach seinem seit Jahrzehnten verschollenen Bruder Caleb. Doch eigentlich erzählt das Buch viel mehr davon, warum Caleb überhaupt abgehauen ist (denn das ist er). Und um dies zu verstehen, muss man die Pecks verstehen...
Die Autorin kann eines ganz bestimmt: Charaktere entwerfen. Wir lernen die Familie Peck kennen, als wäre es unsere eigene. Mit all ihren Schrullen, und die sind beträchtlich.

Fazit: Wunderbar ausgearbeitete Charaktere machen diese Erzählung absolut lebendig. Dazu kommt ein feiner Humor, wie er sich nur in einer solchen perfekt inszenierten Personenkonstellation richtig entfalten kann.

Anne Tyler: Caleb oder Das Glück in den Karten (orig. Searching for Caleb). Aus dem Amerikanischen von Günther Danehl. Frankfurt a. M.: Fischer 1988.

Mittwoch, 19. Januar 2011

Philip Kerr: Esau

Auf der Welle der sogenannten populärwissenschaftlichen Romane reitet nun auch Philip Kerr mit. Der Thriller Esau erzählt von - ja, ich will es ruhig verraten - der Entdeckung des Yetis im Himalaya. So naiv, wie die Idee klingt, ist auch deren Umsetzung: Das Buch hat nicht nur konzeptionelle Schwächen (oft ist der Fortgang der Handlung einfach nur hirnrissig!), auch sprachlich ist die deutsche Übersetzung kein Geniestreich.
Die Rahmenhandlung ist schnell erzählt: Ein (natürlich amerikanischer!) Bergsteiger entdeckt im Annapurna-Gebiet einen seltsamen Schädel. Nachforschungen bei seiner Affäre (zufällig eine versierte Paläoanthropologin, die noch dazu auch noch ein heißes Luder zu sein scheint - wie praktisch!) ergeben, dass dieser Schädel recht jungen Datums ist und auf eine bis dato unbekannte Spezies hinweist. Eine technisch überladene Expedition begibt sich an die Fundstelle - und findet nahezu sofort, was bisher der Wissenschaft entgangen ist: Einen ganzen Haufen seit Jahrtausenden isoliert lebender Yetis. Natürlich passiert, was passieren muss: Es gibt Probleme, weil eines der Expeditionsmitglieder offenbar dunkle Ziele verfolgt. Es gibt einen Kampf, bei dem am Ende die Guten gewinnen und die Einsicht siegt, dass die Entdeckung doch lieber geheim gehalten werden sollte - zum Schutze der Spezies. Schnulz!
Kerr unterschätzt hier den wissenschaftlichen Ehrgeiz und die monetären Interessen solcher Forscher, zugunsten einer sülzigen Gutmenschenfaselauflösung, die ebenso unglaubwürdig bleibt, wie die gesamte Erzählung.

Fazit: Stellenweise mäßig spannend, aber nicht mehr. Plot: Naiv ist noch nett umschrieben!


Philip Kerr: Esau (orig.: Esau). Aus dem Englischen von Peter Weber-Schäfer. Reinbek bei Hamburg: Wunderlich 1997.

Samstag, 18. Dezember 2010

Mario Vargas Llosa: Lob der Stiefmutter

Soll ein erotischer Roman sein... hm, nun ja. Für den Autor vielleicht. Knistern tat es bei der Lektüre nicht gerade, besonders dann nicht, wenn Vargas Llosa ausgiebig die Toilettengänge des Hausherren, seine analen Gefühle beim Stuhlgang sowie die anschließenden Reinigungsprozeduren beschreibt - Bereiche also, die auch schon vor Roches Feuchtgebiete angesprochen wurden, dabei allerdings mit sehr viel mehr Aufwand an Eleganz und Stil (sofern in dieser Thematik möglich).
Gut geschrieben ist der Roman dabei allemal. Aber worum geht´s eigentlich...?
Da gibt es eine Stiefmutter, den Hausherrn und den Sohn des Hausherrn. Und der Sohn, ein wenig frühreif, verliebt sich auf eigenartige Weise in die Stiefmutter. Dumm von ihr, dass sie die Kontrolle verliert...
Vargas Llosa verknüpft diese Rahmenhandlung mit eingeflochtenen Passagen aus antiken Sagen, der römischen Mythologie und anderen Ausschweifungen, die eigentlich nicht so recht in die latinische Großstadtatmosphäre Limas passen wollen.

Fazit: Nett, aber nicht umwerfend, auch wenn es einen interessanten Wendepunkt in der Story gibt.

Mario Vargas Llosa: Lob der Stiefmutter (orig.: Elogio de la madrastra). Aus dem Spanischen von Elke Wehr. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1993.