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Dienstag, 7. September 2010

William Gibson: Neuromancer

Neuromancer versetzt uns in eine Zukunft, in der Mensch und Computer so eng verbunden sind, dass sie teilweise miteinander verschmelzen. Menschen lassen sich Organe durch technische Geräte ersetzen, die ihre Fähigkeiten erweitern - oder Ersatzteile einbauen...aber das ist nicht der springende Punkt.
Neuromancer erzählt von einem Cyberpunk, der sein Geld damit verdient, sich über das alles umspannende digitale Netzwerk (eine visionäre Vorwegnahme des Internets) in gesicherte Firmensysteme einzuhacken, um dort sensible Informationen zu stehlen, die auf dem Markt viel Geld einbringen können. Dabei findet diese Interaktion mit dem digitalen Datennetz in etwa so statt, wie wir es aus der Matrix-Trilogie kennen (die gewisse Elemente von Neuromancer aufzugreifen scheint).
Case, so heißt der Held der Geschichte, bekommt einen besonderen Auftrag. Und auf diese Weise kommt der Computer- und Psychopharmakajunkie in sensible und gefährliche Bereiche sowohl der realen, wie auch der Netzwelt, wie er es sich niemals erträumt hätte. Und die Übergänge zwischen den Welten werden fließend...

Ein faszinierendes, wenn auch nicht immer spannendes Buch. Viele Passagen sind schwierig zu verstehen - besonders für Nicht-Technikfreaks. Zu diesen scheint auch der Übersetzer zu gehören, denn seine deutschsprachige Version weist haarsträubende Fehlübersetzungen, überflüssige Übersetzeranmerkungen und unmöglich lesbare stilistische Wendungen auf. Beispielsweise wird bei ihm das Attribut "pink" durchweg nicht flektiert, was den Lesefluss stört (weil das Wort sehr häufig vorkommt) und auch keinen Sinn ergibt. Und das Schlimmste: Der Übersetzer verwechselt stets "silicon" und "silicone", was dazu führt, dass Computer plötzlich aus Silikon bestehen, womit doch eigentlich Duschen abgedichtet und Möpse aufgepumpt werden. Zur Erklärung: "silicon" ist Silizium, "silicone" hingegen meint Silikon. Ein kleiner Unterschied in der Schreibweise - mit weitreichenden Folgen. Als Übersetzer sollte man jedoch auf solche Details achten, weil sie einem schonmal eine Story, in der das Wort auf nahezu jeder Seite verwendet wird, verleiden können.

Fazit: Die Story des Autors TOP - die Übersetzung FLOP!

William Gibson: Neuromancer (orig.: Neuromancer). Aus dem Englischen von Reinhard Heinz. München: Heyne 1994.

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